Irgendwo zwischen Kreuzfahrttouristen und Hippies - La Gomera


Was hatten wir uns auf La Gomera gefreut. Aussteigerinsel, Wandereldorado und grüne Schönheit im Atlantischen Ozean mit einem Rest von Hippieflair. Stand zwar nicht genau so im Reiseführer - war aber unsere Assoziation zu La Gomera. 

Auf der Insel angekommen, erwartete uns zunächst ein ganz anderes Bild. In den Hafen einfahrend wurden wir von einem Schwung Kreuzfahrtouristen erst fotografiert und dann auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Statt tiefenentspannter Freaks, winkte uns aufgeregt eine Gruppe deutscher Touristen mit hochgezogenen Strümpfen in Wandersandalen und mehlwurmfarbenen Adventurewesten zu. Was freuten die sich über den Anblick unserer Deutschlandfahne am Schiff. Wir dagegen hatten uns auf Jimmy Hendrix und seine Freunde gefreut. So kann es gehen. 

 

Freundlich winkten wir den zufrieden aussehenden Menschen zu und wurden den Gedanken nicht los, dass die UNS vielleicht für Hippies halten könnten?! Wir müssen dringend unser Schiff mal wieder aufräumen und die windzerfetzten, sonnengebleichten Flaggen am Mast austauschen. Eine Rasur wäre wohl auch mal wieder nötig. 

 

Das wir keine Hippies sind, wissen wir ja selbst - wenngleich unser Nomadenleben zwischendurch nicht ganz soweit davon entfernt scheint. Das Leben genießen, respektvoll im Einklang mit der Natur zu leben, am Strand zu duschen und auch nur dann, wenn es wirklich nötig ist, ein riesiges Loch im Portemonnaie vorzufinden, Klamotten mit der Hand zu waschen und zum Sonnenuntergang die Gitarre herauszuholen, um in Gedanken an Bob Marley ein Ständchen zu trällern. Ist doch gar nicht mehr so weit bis zum echten Klischeehippie!? Das wir beide Beamte sind, lasse ich an dieser Stelle lieber unerwähnt. Sonst würde ich das gerade aufgebaute Bild ja wieder zerstören. Wie auch immer, in irgendeine Schublade passen sicher auch wir hinein.

 

Zurück zu La Gomera… Landschaftlich hat uns die Insel wirklich umgehauen. Wir haben auf unseren Reisen bisher nirgendwo so viel Vielfalt auf so wenig Raum vorgefunden. In einer 3 stündigen Wanderung kann man hier von Bananenplantagen in tiefeingeschnittene Palmentäler, vorbei an Kakteenhängen hineinwandern, um sich oben am Gipfel in immergrünen Feenwäldern wiederzufinden. Und wenn man Lust hat, nimmt man einen kleinen Umweg in Kauf und wandert durch Nadelwälder an Felsen vorbei zurück ins Tal. Echt beeindruckend und zum Niederknien schön.

 

Ein Trip ins Valle Gran Rey darf natürlich bei einem La Gomera Besuch nicht fehlen, wenn man ein bisschen „echte“ Hippieluft schnuppern möchte. Hier haben wir sie endlich gefunden. All die Gabis und Udos in ihren gebatikten Plusterhosen, die sich abends am Strand treffen und die Sonne ins Meer trommeln. Ach wie schön das Leben doch sein kann. 

Gestern haben wir La Gomera wieder verlassen. Wieder ein Samstag - genau wie vor zwei Wochen. Auch da hat hier wieder ein deutsches Kreuzfahrtschiff angelegt. Wieder winken wir uns alle fleißig zu. 

 

Die einen sind kurz neidisch auf die beiden Möchtegernhippies, die auf ihrer Segelyacht, vom Wind getragen hinaus aufs weite Meer fahren. Die anderen sind kurz neidisch auf die abenteuersandalen-tragenden Kreuzfahrttouristen, die sich gleich umdrehen, um zu sehen was es heute alles Leckeres am Buffet gibt. 

 

AHOI